Hinterm Horizont geht´s weiter
Das Zitat des großen Philosophen Udo Lindenberg habe ich nicht zufällig als Titel für diesen Praxistipp gewählt. Ihm bzw. seinem höllisch lauten Konzert in den 80iger Jahren in Münsters Jovel verdanke ich meinen ersten Hörsturz mit anschließendem Klinikaufenthalt und der Erkenntnis: Das Gehör ist meine persönliche Schwachstelle. Dank an Oma Klara mütterlicherseits!
Jetzt ist Erkenntnis nicht gleichzeitig Akzeptanz. Und vom Eingestehen vor mir selbst, bis zum offenen Umgang gegenüber Dritten, ist es bei mir ebenfalls ein jahrelanger Prozess gewesen. Die Gründe sind vielfältig und reichen von Angst vor Stigmatisierung, über Eitelkeit und Perfektionismus bis hin zu „Ich entscheide, wer ich bin und wie ich mich fühle!“
Was hat das nun mit Resilienz zu tun?
Anhand von schlimmen Ereignissen kann man sich jetzt fragen, „Warum ich?“ Die Antwort ist: „Warum nicht du?“ Warum solltest du als einziger Mensch leidensfrei durch das Leben gehen?
Denn, solche Phasen hat jeder früher oder später, keiner kommt ungeschoren davon. Krankheit, Unglück, Trennung, Übergewicht - alles unvermeidlich. Krisen gehören zum Leben dazu.
Die Frage ist: Wie gehen wir mit solchen Krisen um? Welche Wahl treffen wir?
Akzeptanz ist eine Form von Entscheidung. Wir entscheiden uns in dem Augenblick, dass es ist, wie es ist. Diesen Akzeptanz-Entscheidungs-Muskel können wir trainieren. Wenn wir wollen, jeden
Tag. Am besten in weniger dramatischen Situationen.
Die schlechte Nachricht: Deswegen kehrt noch lange keine Ruhe ein. Wenn wir allerdings erkennen, dass nichts bleibt wie es war, bekommen wir Routine
im Ersinnen von Plan B, C und D.
Die gute Nachricht: Mit dem Wissen um die Komplexität der Dinge und mit zunehmendem Training - auch durch das Leben an sich - sind die frustrierten
Momente seltener und auch kürzer.
Ein schwaches Ohr kann nicht nur immer schwächer werden, es kann sich auch ganz verabschieden. Dann geht es um eine ebenso weiterführende, wie auch weitreichende Entscheidung - bei mir aktuell um das Einsetzen eines Cochlea Implantats.
Die Entscheidung fiel schnell, schließlich ist der Muskel trainiert. Das CI ist an Ort und Stelle.
Jetzt geht es weiter, wir werden uns mit der Zeit schon aneinander gewöhnen.
Denn eines ist sicher - nichts bleibt, wie es ist.